Sie kennen Ihre Heldin oder Ihren Helden sehr genau. Sie wissen auch, was sie oder er alles erlebt in Ihrem Buch. Dann können Sie auch einen Kurztext schreiben. Sie müssen dafür nicht die gesamte Handlung Episode für Episode schildern. Das geht hier nicht. Aber Sie müssen wissen, was das Wichtigste Ihrer Geschichte ist.
Wozu erzählen Sie sie? Was ist der Kern, die Prämisse des Ganzen? Denken Sie darüber nach, es können nicht mehrere Kernaussagen sein. Was ist die wichtigste Botschaft? Schauen Sie sich unbedingt Klappentexte anderer Romane Ihres Genres an. In den Vorschauen der Verlage im Internet können Sie massenhaft Klappentexte höchst komplexer Romane lesen und studieren. Diese Programmvorschauen stehen gewöhnlich als pdf auf den Websiten der Verlage, vor allem im Herbst und Frühjahr. Sie können sie bequem downloaden und als Übungsmaterial nutzen.
Zwar erzählen diese Klappentexte nicht die ganze Story, das unterscheidet sie nämlich vom Kurztext im Exposé. Aber sie zeigen, wie das Wichtige vom Unwichtigen unterschieden wird. Und darauf kommt es an! Die Kunst ist, Nebenhandlungen und Nebenfiguren wegzulassen. Versuchen Sie gar nicht erst, die ganze Handlung zu erzählen. Beschränken Sie sich auf den Kern.
Was passiert mit der Hauptfigur in der Geschichte? Was verwandelt sie im Laufe des Romans? Wie verändert sie sich? Welche Erkenntnisse hat sie? Was macht sie weise? Wenn Sie diese Fragen klar beantworten können, werden Sie auch einen Kurztext schreiben können. Er bildet eine gute Grundlage, um einen werbenden Klappentext zu verfassen oder um in ein Exposé aufgenommen zu werden.
Und die Vorgeschichte? Wohin damit?
Eine junge Autorin fragte mich neulich: Soll und kann ich die Vorgeschichte meines Romans auch in den Kurztext packen? Nein, ganz bestimmt nicht! Der Kurztext muss knackig das Ganze schildern, hier gilt die Kunst des Weglassens!
Versuchen Sie doch einmal, Ihr Buch in einem Satz zusammenzufassen. Schwierig?
Ja, ohne Übung geht das nicht. Das ist einer einzigen Seminarteilnehmerin bei uns tatsächlich einmal gelungen. Und es hörte sich auch noch gut an, machte neugierig. Aber keine Sorge, es dürfen auch ein paar Sätze mehr sein. Aber machen Sie bloß nicht den Fehler, mit einer Vorgeschichte anzufangen. Versetzen Sie sich doch einfach mal in die Situation des Lesers: Er will mitten hineinspringen ins Geschehen.
Das geht bei ihrem Roman nicht, sagen Sie jetzt? Dann stimmt etwas mit der Dramaturgie Ihrer Geschichte nicht. Seien Sie kritisch, überdenken Sie Ihre Geschichte noch einmal.