Warum fällt es so vielen Autoren bloß so schwer, ihr Buch mit einem guten Klappentext zu bewerben?
Klappentexte gehören zu den schwierigsten Textsorten überhaupt. Es liegt nicht nur daran, dass das eigene Buch mit fremden Augen betrachtet werden muss. Sondern es ist grundsätzlich nicht einfach, eine Geschichte zusammenzufassen, und zwar so, dass der Kurztext andere neugierig macht. Schließlich sollen Leser ja animiert werden, das Buch zu lesen.
Zum Trost sei angemerkt: Auch Verlagslektoren tun sich oft schwer mit werbenden Texten. Denn es ist generell nicht einfach, das Reizvolle zu beschreiben, ohne sich in Details zu verlieren. Der Verfasser muss sich entscheiden: Was ist das Wichtigste, Unverwechselbare an diesem Buch? Was macht es so besonders?
Ein Tipp, der Selbstverständliches sagt, aber meist doch nicht befolgt wird: Erst denken, dann schreiben. Stellen Sie sich vor, Sie müssten einer Freundin, einem Freund in wenigen Sätzen erzählen, was das Besondere an dem Roman ist, den Sie da gerade schreiben.
Beginnen Sie mit dem USP, dem unique selling point. Schreiben Sie das Unverwechselbare des Buches in wenigen Sätzen auf. Seien Sie kritisch! Ist es das? Geben diese Sätze den Plot ungefähr wieder? Natürlich nicht bis zum Ende, dann brauchen Leser das Buch ja nicht mehr in die Hand zu nehmen.
Nun lassen Sie das Ganze ruhen! Gehen Sie am nächsten oder übernächsten Tag wieder ran, versetzen Sie sich in die Lage eines Lesers, der nichts, aber auch gar nichts von diesem Buch weiß.
Und nun? Kitzelt ihn die Lust, das Buch aufzuschlagen? Ja? Dann ist Ihnen mit einem Streich gelungen, wofür Profis Tage brauchen!
Nein? Okay, das ist völlig normal. Gehen Sie noch mal ran: Sind die Sätze kurz und prägnant? Nehmen Sie sie auseinander, machen Sie aus einem Satz zwei. Tauchen Namen/Personen auf, die nur Randfiguren sind? Können Sie die Geschichte auch ohne diese Personen erzählen? Gehen Sie auf Nebenstränge der Geschichte ein, die Sie auch weglassen könnten? Werfen Ihre Sätze Fragen auf, die hier im Kurztext nicht zu beantworten sind? Dann machen Sie sich an die Arbeit!
Jeder Roman lässt sich mit wenigen Sätzen so skizzieren, dass Leser neugierig werden und Lust auf die Geschichte bekommen. Jeder Roman! Entwickeln Sie Ehrgeiz, Klappentexte so gut zu schreiben, dass sie Appetit machen auf Ihr Buch.
Endet Ihr Text mit einem Cliffhanger? Macht er neugierig? Charakterisiert er das Genre? Auf was für ein Buch lässt er schließen? Humorvoll? Romantisch? Spannend? Geheimnisvoll? Informativ? Philosophisch? Handlungsstark?
Nun lassen Sie Ihren Text noch mal liegen und nehmen ihn zwei Tage später wieder in die Hand. Das Spiel wiederholen Sie so oft, bist Sie rundum wirklich zufrieden sind. Erst dann kommt der Test: Sie geben den Text jemandem, der das Manuskript nicht kennt, zur Zielgruppe gehört und wirklich kritisch ist.
Und? Würde er oder sie das Buch gern lesen? Glückwunsch! Dann haben Sie es geschafft.