Dank sei dem Insel Verlag, der im November 2022 den unverzichtbaren Klassiker Der Heros in tausend Gestalten von Joseph Campbell herausgebracht hat. Die neue Übersetzung von Michael Bischoff liest sich sehr gut. Er hat die in die Jahre gekommene Übertragung aus dem Amerikanischen von Karl Koehne »entrümpelt«. Es lohnt sich also wirklich, dieses Standardwerk in der neuen Hardcover-Ausgabe mit praktischem Lesebändchen zu erwerben.
Ich empfehle es allen Autor*innen zur Lektüre, denn es ist das Basiswerk der sogenannten Heldenreise. Viele Drehbuchtheoretiker, Dozenten im Bereich Film, Fernsehen, Theater und Lehrende von Schreibworkshops beziehen sich auf diesen Monomythos. Er ist die Grundlage für vielfach abgewandelte dramaturgische Modelle. Daher ist es sinnvoll, sich das Original, beziehungsweise die Quelle, Campbells Heros, ins Regal zu stellen. So kann immer wieder darauf zurückgegriffen werden. Denn niemand liest dieses Buch einfach so weg: Campbell stützt seine Darlegungen auf ein unglaublich breit angelegtes Fachwissen. Und schon die unzähligen Quellen regen die Leser*in zur weiteren Lektüre an.
Nicht nur der bedeutende Regisseur und Drehbuchautor George Lucas, Schöpfer der Star-Wars-Filmreihe, hat sich von Campbells Heros inspirieren lassen, sondern etliche andere berühmt gewordene Kreative.
Noch erwähnenswert in dem Zusammenhang: Heute spricht alle Welt vom Storytelling. Überall werden uns Geschichten erzählt: Die Werbung kommt ohne Storytelling gar nicht mehr aus. Denn allen Kreativen ist bewusst, dass Menschen Geschichten lieben und reiner Information vorziehen. Alles, was in Bild oder Text gut und spannend erzählt wird, geht in seiner Struktur letztlich auf diesen Monomythos der Heldenreise zurück.
Der Heros in tausend Gestalten ist für alle kreativ Arbeitenden eine unerschöpfliche Quelle der Einsichten, Anregungen und Ideen.