Prüfen Verlage wirklich die Texte, die sie bekommen?
9. Januar 2017
Autoren-Shelfie, eine nette Idee der Leipziger Buchmesse
1. März 2017

Hab ich eine zweite Chance als Autor?

Das fragte mich neulich eine Autorin, die nach einem Jahr und vielen Absagen, die sie bekommen hatte, ein neues Manuskript an dieselben Verlage verschicken wollte. Meine Antwort war: Die meisten Verlage registrieren genau, wer was wann geschickt hat und was abgelehnt wurde. Ich selbst habe eine solche Datenbank in einem großen Verlagshaus initiiert und mit aufgebaut, weil ich es leid war, von manchen Autoren mit Manuskripten „erschlagen“ zu werden, die immer wieder die gleichen Mängel hatten. Eine zweite Chance?

Ja, die hat man prinzipiell schon, aber es ist viel besser, ein Manuskript nicht leichtfertig an Verlage oder auch Literaturagenten zu schicken, um mal zu testen, ob es denn jemandem gefällt. Frau/Mann sollte das Ganze lieber sehr, sehr ernst nehmen und so lange an dem Manuskript arbeiten, bis es wirklich „rund“ ist, in jeder Hinsicht, inhaltlich und formal. Und dabei können andere helfen.

Gerade dann, wenn jemand beruflich nichts mit dem Schreiben von Texten zu tun hat, sind die sprachlichen Mängel oft allein schon ein Hindernis. Es wird immer und immer wieder unterschätzt. Das setzt sich fort mit formal unzureichend aufbereiteten Texten, die Kommafehler, Grammatikfehler, orthografische Fehler haben, die durchaus eine Rolle spielen. Welchem Lektor macht es schon Spaß, unprofessionell geschriebene Texte zu lesen?

Und das ist nur die Mindestvoraussetzung, denn das Wichtigste kommt noch: Plot, Genre, Dramaturgie, Spannungsbogen, Figuren, Dialoge. Das alles muss im Detail hervorragend sein. Es reicht heute keineswegs, mal eben eine tolle Geschichte anzubieten. Ich habe es sogar schon erlebt, dass Verlagslektoren sagten: Eigentlich ne ziemlich gute Geschichte, auch gut geschrieben, aber das Besondere fehlt mir. Das Einzigartige.

Nein, ich will nicht entmutigen, ich will nur den Blick dafür schärfen, dass es sich lohnt, Respekt zu haben vor den Verlagen, dass es sich lohnt Skrupel zu haben, selbstkritisch zu sein. Lieber mehrmals intensiv am Manuskript arbeiten, gern auch mit Hilfe von erfahrenen (!) Lektoren, bevor man sich damit an einen Lektor/Verlag, an eine Literaturagentur wagt.

Nur Mut und gutes Durchhaltevermögen!

Es können keine Kommentare abgegeben werden.